Werkstattmessgeräte

Ein Haupteinsatzgebiet von Koordinatenmessgeräten ist die Kontrolle der Qualität in Fertigungsprozessen. Um die Transportwege kurz zu halten, sollten die Koordinatenmessgeräte möglichst in der Fertigungsumgebung aufgestellt werden. Die Umgebungsbedingungen sind beim Entwurf solcher Werkstattmessgeräte zu berücksichtigen. Abbildung 28 zeigt ein Beispiel eines solchen Geräts. Die genauigkeitsbestimmenden Elemente werden aus Stahl oder anderen Materialien mit ähnlichem Ausdehnungskoeffizienten gefertigt. So werden die thermisch bedingten Verformungen des Geräts minimiert. Um die Aufstellung in rauen Fertigungsumgebungen zu ermöglichen, sind alle empfindlichen Komponenten wie Maßstabssysteme und Führungen gekapselt bzw. abgedeckt. Bei der Auslegung dieser Komponenten wird auf hohe Belastbarkeit (keine Verformung durch Zuladung) und den Einsatz von Standardkomponenten Wert gelegt. Der Einsatz einer speziell zugeschnittenen Kompaktsteuerung in einem separaten Gehäuse minimiert die Wärmeeinbringung in das Gerät. Um die Servicefreundlichkeit zu optimieren, verlaufen möglichst wenige Kabelverbindungen zwischen den Gerätekomponenten. Durch die Verwendung eines CAN-Bussystems werden alle Gerätekomponenten über ein einheitliches Verbindungskabel angesteuert. In der Grundausstattung ist diese Geräteklasse mit einem Bildverarbeitungssensor mit Zoomoptik ausgestattet. Hinzu kommen die grundsätzlichen Beleuchtungsarten Durchlicht, Hellfeld-Auflicht und Dunkelfeld-Auflicht. Optional kann das System durch einen taktilen Messkopf (schaltendes Prinzip) ergänzt werden.

Abb. 28: Werkstattmessgerät (Werth ScopeCheck® 400).

Durch die Bauweise und die für die Fertigungskontrolle optimierte Auslegung sind Messunsicherheiten bis zu einigen Mikrometern erreichbar. Außer in der Fertigungskontrolle, z. B. in der spanenden Bearbeitung, Blechteilefertigung oder im Kunststoffspritzguss, werden diese Geräte u. a. auch im Werkzeugbau und in der Wareneingangskontrolle eingesetzt. Hierbei ist jedoch auf ein ausreichendes Verhältnis zwischen Messunsicherheit und Teiletoleranz zu achten (s. S. 83 ff.). Den besonderen Anforderungen des Werkstatteinsatzes an eine möglichst einfache Bedienung wird sowohl durch das Steuerungskonzept (Einstellung der Beleuchtungsintensität über Drehknöpfe, Tasten auf dem Joystickpanel) als auch durch spezielle Softwarefunktionen wie automatische Messelementeerkennung (WinWerth®-Autoelement, s. S. 66 ff.) Rechnung getragen. Werden Werkstattmessgeräte mit einem VideoCheck® Steuerungssystem (s. S. 48) ausgestattet, können sie auch um messende Tastsysteme und Lasersensoren erweitert werden.