Abb. 47: »Der Taster passt wieder mal nicht rein.« (Cartoon Manfred Pühn)

Programmierung komplexer Messabläufe

Die Sensoren werden auf der Bedienoberfläche des Multisensor-Koordinatenmessgeräts direkt angewählt. Die Software berücksichtigt u. a. den Abstand zwischen den Sensoren. Dieser wird durch Einmessen eines kalibrierten Standards (Einmesskugel) bestimmt. Voraussetzung ist, dass der Standard in einer festen Position mit allen verwendeten Sensoren erreichbar ist. Nach dem Einmessvorgang können die verschiedenen Sensoren innerhalb eines Messablaufs kombiniert eingesetzt werden, z. B. um die Position einer Bohrung mittels optischer Messung »einzufangen« und anschließend die Achsrichtung und Form der Bohrung mit einem Taster zu messen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die räumliche Lage von Teilen taktil zu messen, das Werkstückkoordinatensystem danach auszurichten und anschließend kleine komplizierte Merkmale optisch zu messen (Abb. 47). Die Rüstzeiten zwischen den Sensoren entfallen vollständig, und die komplette Messaufgabe kann in einer Aufspannung abgearbeitet werden.

Die Programmierung komplexer Messabläufe wird durch entsprechende Werkzeuge der Messsoftware WinWerth® unterstützt. Besonders nützlich ist der Merkmalsbaum, der den Prüfplan und damit den Aufbau des Messprogramms in einer baumartigen Struktur darstellt (Abb. 48). Durch Anklicken eines beliebigen Merkmals ist es dem Bediener möglich zu prüfen, auf welche geometrischen Elemente das Merkmal aufbaut. Fortgesetztes Anklicken führt schrittweise bis zur einzelnen Messoperation und ihren Technologieparametern (Taster und Beleuchtung). Parallel zum Merkmalsbaum werden die entsprechenden Merkmale, geometrischen Elemente und Messergebnisse auch in der Zeichnungsdarstellung des Messablaufs und im numerischen Messprotokoll sichtbar gemacht. Verknüpfungsoperationen können entweder im Merkmalsbaum oder in der grafischen Ansicht programmiert werden. Ebenfalls über den Merkmalsbaum gesteuert wird ein Test- und Änderungsmodus, über den sich Programme schrittweise abarbeiten lassen und Änderungen im Lernmodus ergänzt werden können.
Für das Messen von Form- und Lageabweichungen ist eine große Anzahl von Messpunkten erforderlich. Nur so können die wirkliche Form ermittelt und hierauf aufbauend weitere Auswertungen durchgeführt werden. Die Messpunkte werden durch Scannen erfasst. Dies ist mit einem messenden Tastsystem und einem Foucault-Lasersensor möglich. Ein schaltendes Tastsystem bietet diese Funktion prinzipiell auch, benötigt jedoch lange Messzeiten. Beim Scannen mit einer Bildverarbeitung werden automatisch mehrere Bilder während einer Konturverfolgung zu Gesamtkonturen aneinander gefügt. Diese sind in ihrer Größe nur durch den Messbereich des Koordinatenmessgeräts begrenzt. Sie können hinsichtlich ihrer Maße, Form und Lage ausgewertet werden. Die auf den allgemein üblichen Gauß- Ausgleichselementen aufbauende Ermittlung der Lagetoleranz führt nicht zum richtigen Ergebnis (s. Abb. 18). Deshalb muss die Lagetoleranz direkt aus den Konturen bzw. über entsprechende Hüll- und Pferchelemente (Tschebyschew-
Approximation) berechnet werden. Dies wird von der Messsoftware automatisch sichergestellt.